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Herzensheimat. Das Lübeck von Heinrich und Thomas Mann

Neue Sonderausstellung im Buddenbrookhaus: Herzensheimat. Das Lübeck von Heinrich und Thomas Mann

Laufzeit: 7. Mai bis 18. November 2018

Pressemitteilung als PDF 

Pressemitteilung vom 4.05.2018
Pünktlich zu seinem 25. Geburtstag am 6. Mai 2018 zeigt das Museum Buddenbrookhaus die große Jubiläumsausstellung Herzensheimat. Das Lübeck von Heinrich und Thomas Mann (Laufzeit: 7. Mai. – 18. November 2018). Die Ausstellung nimmt die Perspektiven der Mann-Brüder ein und zeigt deren lebenslange Beschäftigung mit ihrer eigenen Herkunft. Als Jugendliche rebellieren die Senatorensöhne Heinrich und Thomas gegen die muffige Bürgerwelt ihrer Heimatstadt. In den Romanen Buddenbrooks und Professor Unrat zeichnen sie ein wenig schmeichelhaftes Bild von Lübeck: Beide Romane werden zum Skandal. Aber die Lübecker sind auch stolz auf ihre berühmten Söhne. Und für Heinrich und Thomas Mann bleiben Lübeck und die Welt des Nordens trotz allem zeitlebens „Herzensheimat". 

„Auf den Tag und die Stunde vor genau 25 Jahren, am 6. Mai 1993, ist das Buddenbrookhaus als Forschungs- und Gedenkstätte für die Brüder Mann eröffnet worden. Ich freue mich sehr darüber, dass wir heute dieses Jubiläum mit der Ausstellung Herzensheimat begehen können, die den engen Zusammenhang von Leben und Werk der Brüder Mann zu ihrer Heimatstadt Lübeck eindrucksvoll präsentiert“, so Prof. Dr. Hans Wißkirchen, leitender Direktor der Lübecker Museen. 

Eine besondere Rolle spielt für Heinrich und Thomas Mann zeitlebens die Auseinandersetzung mit dem Vater. Dieser repräsentiert all das, was in „der engen Stadt“ (Thomas Mann: Tonio Kröger) als Voraussetzung eines erfolgreichen, bürgerlichen Lebens gilt: Tradition, Leistung, Ansehen. In Lübeck als geistige Lebensform (1926), seiner großen Rede anlässlich der 700-Jahr-Feier seiner Heimatstadt, erklärt Thomas Mann, dass man niemals aufhöre „zu sein, was die Väter waren“, dies allerdings, wie er hinzufügt, „in anderer, vergeistigter, symbolisch darstellender Form“ – eben als Schriftsteller. Wenn Heinrich und Thomas Mann von der bürgerlichen Grundlage ihrer Kunst sprechen, dann meinen sie das vom Vater übernommene bürgerliche Leistungsdenken. „[V]om Vater“, so schreibt Thomas Mann im Rückblick, „haben […] wir ‚des Lebens ernstes Führen‘, das Ethische“. Und dieses Ethische sei nichts anderes als „Lebensbürgerlichkeit, der Sinn für Lebenspflichten“. Lübeck – das ist für die Senatorensöhne Heinrich und Thomas Mann also vor allem eines: Vaterwelt. Die Welt der Mutter erscheint in den Selbstdarstellungen der Brüder stets als ‚Gegenwelt‘. Die „künstlerisch-sinnliche Richtung“, schreibt Thomas Mann 1930 in seinem Lebensabriß, habe er von der deutsch-brasilianischen Mutter. „Welche Ausstellung könnten wir zum 25-jährigen Jubiläum des Museums Buddenbrookhaus besser zeigen als eine über das Verhältnis der Manns zu ihrer Heimatstadt. Wir besinnen uns mit der Ausstellung nicht nur auf die heimatlichen Wurzeln, sondern als letzte große Schau vor dem Um- und Ausbau des Buddenbrookhauses weist sie bereits in Richtung NEUES Buddenbrookhaus: Denn wir erproben hier Erzählweisen für die neue Dauerausstellung“, erläutert Dr. Birte Lipinski, Leiterin des Buddenbrookhauses. 

„Das zentrale Exponat der Ausstellung Herzensheimat ist einer der zwei Lübecker Bücherschränke, die Thomas Mann ein Leben lang begleitet haben. Der Schrank ist in Deutschland (wahrscheinlich Norddeutschland) gefertigt, besteht aber aus südamerikanischem Mahagoniholz – er steht damit für die ‚doppelte Herkunft‘ der Brüder Mann, ist also materialisierte Lübecker Heimat“, erklärt Kurator Julius Sonntag. „Außerdem steht der Bücherschrank stellvertretend für die Literatur und kann somit als produktive Schnittstelle von Mutter- und Vaterwelt verstanden werden.“ 

Auf dem Weg zum NEUEN Buddenbrookhaus stellt diese Sonderausstellung ein Experiment dar. Als letzte Ausstellung vor dem Umbau des Literaturmuseums ab 2019 erprobt sie neue Formen der Darstellung. Die Herkunft von Heinrich und Thomas Mann wird zum einen aus Sicht der Brüder gezeigt, zum anderen hinterfragt eine kuratorische ‚Erzählstimme‘ die Selbstinszenierung der Schriftstellerbrüder oder ergänzt die Darstellung um weitere, mitunter überraschende Aspekte. Kommt die Kunst nur von der Mutter? Stimmt es eigentlich, dass Heinrich der legere Künstler und Thomas der steife Großschriftsteller war? Auf diese Weise werden nicht nur die Brüche in den Biographien von Heinrich und Thomas Mann sichtbar, sondern zugleich auch die Problematik der (literarischen) Konstruktion von Identität. Um literarische Verarbeitung von Herkunft geht es auch in der ‚Literaturinsel‘, einem begehbaren ‚Papiertheater‘, welches die Hamburger Künstlerin Thomke Meyer für die Ausstellung illustriert hat. In dieser Installation wird Literatur im Ausstellungsraum lebendig und für den Besucher sinnlich erfahrbar. Die Texte werden in den Raum übersetzt. Durch die Inszenierung findet eine Übertragung in eine neue Kunstform statt. Der Ausstellungsbesucher ist somit nicht länger Leser, der zwischen Texttafel und Vitrine wechselt, sondern er wird herausgefordert, sich der Literatur in ihrer räumlichen Wirkkraft auszusetzen. 

Auch bei dieser Laborausstellung des Buddenbrookhauses haben die Schülerinnen und Schüler der Grund- und Gemeinschaftsschule St. Jürgen im Rahmen des von der Commerzbank-Stiftung geförderten Projekts „Literatur als Ereignis. Die Manns und wir“, dem partizipativen Bildungsprojekt des Buddenbrookhauses, eigene Ausstellungsmodule entwickelt. Mit ihren Beiträgen schlagen die Jugendlichen als Co-KuratorInnen eine Brücke in die Gegenwart und machen die komplexen Inhalte der Ausstellung für die BesucherInnen persönlich erfahrbar und somit greifbar. Für Herzensheimat. Das Lübeck von Heinrich und Thomas Mann haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von „Literatur als Ereignis“ intensiv mit ihrer Heimat Lübeck auseinandergesetzt. Entstanden sind mehrere Module, etwa eine interaktive Lübeck-Karte oder ‚Schaukästen‘, die alte und neue Blicke auf Lübeck zeigen. So wird die Ausstellung durch die Perspektive der Jugendlichen um aktuelle und kreative Ideen ergänzt. Ihre Erfahrungen halten die Jugendlichen in einem Projektblog fest, der unter buddenbrookprojekt.wordpress.com/ zu finden ist. Indem das Buddenbrookhaus Schülerinnen und Schüler einlädt, sich aktiv mit bestimmten Ausstellungsinhalten zu beschäftigen und die Ergebnisse ihrer Arbeit in die Ausstellungskonzeption zu integrieren, wird das Museum als Ort der lebendigen Auseinandersetzung gestärkt. In ihrer Arbeit werden die Jugendlichen in regelmäßigen Treffen mit den wissenschaftlichen Mitarbeitern des Buddenbrookhauses und Ausstellungsgestaltern unterstützt. 

Kurator der Ausstellung ist Julius Sonntag, wissenschaftlicher Volontär im Buddenbrookhaus. Gestaltet wurde Herzensheimat. Das Lübeck von Heinrich und Thomas Mann vom Kieler Gestaltungsbüro „drej GbR — Szenografie und Design". 

Rahmenprogramm 

SO | 06.05.2018 | 14 Uhr | Buddenbrookhaus 
Vernissage und Jubiläumsfeier 
Am 6. Mai 2018 feiert das Museum Buddenbrookhaus seinen 25. Geburtstag! Gleichzeitig eröffnet das Literaturmuseum die letzte Sonderausstellung vor dem Umbau des Hauses: Herzensheimat. Das Lübeck von Heinrich und Thomas Mann. Die BesucherInnen erleben den Anschnitt der großen Buddenbrookhaus-Torte von Niederegger bei Kaffee und Kaltgetränken, Musik und anderen Aktionen. Die Feier beginnt um 14 Uhr. Der Eintritt ist an diesem Tag für alle Besucher frei. 

SO | 06.05.2018 | 14 Uhr | Buddenbrookhaus 
Villa Kunterbunt 
Offene Malaktion für die ganze Familie: Die Fassade des Buddenbrookhauses ist ein stadtbekanntes Gesicht! Auch wenn die denkmalgeschützte Front beim Umbau erhalten bleibt, ist hier Gelegenheit, dem Haus einen neuen Anstrich zu verleihen. Die BesucherInnen der offenen Malaktion am Sonntag, 6. Mai, im Zuge der Vernissage können daher ‚Farbe bekennen‘. Die entstandenen Bilder werden während der Museumsnacht in einer Pop-Up Galerie in der Mengstraße 6 präsentiert. Der Eintritt ist kostenfrei. Im Vorfeld der Museumsnacht am 25. August, findet von 16 bis 18 Uhr ein weiterer Termin der Malaktion statt. 

DI | 15.05.2018 | 15 Uhr | Buddenbrookhaus 
Lehrerfortbildung zur Sonderausstellung Herzensheimat 
IQSH-zertifizierte Lehrerfortbildung zur Ausstellung Herzensheimat: Museumsleiterin Dr. Birte Lipinski führt durch die Sonderausstellung. Anschließend wird das buchbare Schulprogramm vorgestellt. Anmeldung unter http://www.formix.info/MUP0039. Der Eintritt ist für LehrerInnen frei. 

DO | 31.05.2018 | 19.30 Uhr | Buddenbrookhaus 
Ludwig Ewers (1870-1946) Leben und Werk 
Vortrag zu Ludwig Ewers (1870-1946) Leben und Werk. Thema ist u.a. Ewers‘ familiengeschichtlicher Roman “Die Großvaterstadt” über Lübeck um 1850. Der Eintritt kostet 8 (ermäßigt 6) Euro. 

MI | 06.06.2018 | 19.30 Uhr | Buddenbrookhaus 
Buchpräsentation mit Jan Zimmermann 
Jan Zimmermann präsentiert im Museumsquartier St. Annen seinen Bildband Das Lübeck der Buddenbrooks in frühen Fotografien. Die Fotografien zeigen das Lübeck, das Thomas Mann im Kopf hatte, als er in München und Italien Buddenbrooks schrieb. Zusammen mit den Beschreibungen der Schauplätze aus dem Roman lassen die Fotos das historische Bild der Stadt aufleben. Die Veranstaltung findet im Museumsquartier St. Annen statt. Der Eintritt kostet 8 (ermäßigt 6) Euro. 

Je Sonntags | 10.06., 8.7., 12.8., je 15 Uhr, am 12.9. und 10.10. je 17 Uhr | Buddenbrookhaus 
Herzensheimat - Schmerzensheimat 
Szenische Führung durch die Sonderausstellung: Julia Mann, geborene Da Silva Bruhns, kann davon erzählen, wie es war, als Kind aus der warmen, bunten Heimat Brasiliens plötzlich in eine kühl-hanseatische Stadt zu kommen. Eine „Exotin“ war sie dort, die zunächst nur portugiesisch sprach und sich hoch im Norden Deutschlands eingewöhnen musste und sich anzupassen hatte. Ist sie jemals ganz in Lübeck angekommen? Und wie erging es ihren Söhnen, Heinrich und Thomas, die den Vater früh verloren und ihre Heimatstadt verließen? Auf einer szenischen Führung mit Kulturvermittlerin Annette Klockmann lernen die Besucher die Sonderausstellung aus dem Blickwinkel von Julia Mann kennen. Der Eintritt kostet: Erwachsene: 11 / Ermäßigte: 7,50 / Kinder: 6,50 Euro.

FR | 29.06.2018 | 18 Uhr | Buddenbrookhaus 
Die lange Nacht der Lübeck Literatur 
Stars, Autoren und Local Heroes schwirren literarisch durch die Stadt. Herausragende Schauspieler hauchen den Lübeck-Klassikern von Thomas und Heinrich Mann oder Emanuel Geibel neues Leben ein und nehmen die BesucherInnen mit auf eine schwindelerregende Reise durch das Universum von Günter Grass. Am Freitag, 29. Juni, veranstalten das Günter Grass-Haus, das Buddenbrookhaus und das Theater Lübeck die „Lange Nacht der Lübeck Literatur“ – der Kartenvorkauf startet ab sofort! Lesungen in allen Häusern, (bis 23.00 Uhr): 22 Euro, 11 Euro ermäßigt. 

Adresse: 
Buddenbrookhaus
Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrum
Mengstraße 4
23552 Lübeck 

Eintrittspreise: 
Erwachsene 7 Euro / ermäßigt 3,50 Euro / 6-18-Jährige 2,50 Euro / Kinder unter 6 Jahren frei 

Öffnungszeiten: 
01.01. - 31.01., DI bis SO, 11-17 Uhr
01.02. - 31.03., MO bis SO, 11-17 Uhr
01.04. - 31.12., MO bis SO, 10-18 Uhr 

Soziale Medien: 
www.facebook.com/Buddenbrookhaus und www.facebook.com/luebeckermuseen
und auf Instagram unter @dieluebeckermuseen und @LiteraturAlsEreignis
#HerzensHeimat #Buddenbroookhaus #DieLuebeckerMuseen 

Bilder mit höherer Auflösung erhalten Sie auf Anfrage über die Pressestelle der Lübecker Museen. Anfragen zu Interviews, Pressekarten sowie zu weiteren Informationen und Materialien können Sie jederzeit gerne an presse-museen@luebeck.de und maike.neumann@luebeck.de und an Tel. +49 451 1227578 richten. 

Die Bilder sind unter Angabe der Copyrights zur Veröffentlichung im Rahmen der Berichterstattung zur Veranstaltung freigegeben: Bild 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7

1) Ausstellungsillustration
(c) Thomke Meyer
2) Heinrich, Carla, Thomas und Julia Mann, ca. 1889
© ETH-Bibliothek Zürich, Thomas-Mann-Archiv, Fotograf Unbekannt
Thomas Johann Heinrich Mann, Vater von Thomas Mann. Brustbild in jungen Jahren, Halbprofil nach links.
Auf der Rückseite von Viktor Mann handschriftlich notiert: "Papa".
3) Der Vater, Thomas Johann Heinrich Mann
(c) ETH-Bibliothek Zürich, Thomas-Mann-Archiv, Fotograf: Conrad Kindermann
Stadtansicht. Blick von der Wallhalbinsel aus.
4) Stadtansicht von Lübeck. Blick von der Wallhalbinsel aus
(c) ETH-Bibliothek Zürich, Thomas-Mann-Archiv, Fotograf: Verlag Nöhring & Wellershaus
5) Herzensheimat
(c) Kulturstiftung Hansestadt Lübeck/die Lübecker Museen
6) Herzensheimat
(c) Kulturstiftung Hansestadt Lübeck/die Lübecker Museen
7) Herzensheimat
(c) Kulturstiftung Hansestadt Lübeck/die Lübecker Museen