„ELSE LASKER-SCHÜLER – Künstlerin, Dichterin, Weltenbauerin“
Sonderausstellung im Günter Grass-Haus über das Leben und Werk einer Ausnahmekünstlerin, die ihrer Zeit weit voraus war
Am 24. Juni eröffnet das Günter Grass-Haus in Lübeck eine Sonderausstellung über eine der außergewöhnlichsten Künstlerinnen und Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts.
Else Lasker-Schüler (1869–1945) beeindruckte mit ihrer kompromisslosen Haltung gegenüber gesellschaftlichen und politischen Zwängen. Mit ihren Texten, Bildern, Briefen und Performances öffnet sie eine poetische Welt, die im Herzen der avantgardistischen Strömungen liegt: der Verschmelzung von Kunst und Leben. Mit ihrem Alter-Ego „Prinz Jussuf von Theben“ etablierte sie sich als lebendiges Gesamtkunstwerk jenseits aller Konventionen – ihrer Zeit weit voraus. Zusammen mit ihrer ebenso eigenständigen und selbstbewussten Lebensweise könnten die Themen nicht aktueller sein. Ihr Leben und Werk steht bis heute für (künstlerische, politische, kulturelle und sexuelle) Freiheit, Toleranz und Vielfalt. Lasker-Schüler prägte große deutsche Künstler wie Franz Marc und Lyriker wie Gottfried Benn.
Die Ausstellung lädt dazu ein, die Zeitlosigkeit ihres Schaffens und ihrer Vita zu entdecken. Trotz begrenzter Ausstellungsfläche zeigt das Günter Grass-Haus eine vielseitige und wechselnde Schau, die über die Vermittlung auch generationsübergreifend wirkt. Neben der Dauerausstellung über den Nobelpreisträger präsentiert das Museum regelmäßig auch Künstler:innen, die wie Grass über sogenannte Doppel- oder Mehrfachbegabungen verfügen. Grass selbst widmet Lasker-Schüler in „Mein Jahrhundert“ eine Anekdote: Er berichtet von drei Originalpostkarten der Dichterin an Gottfried Benn, die er angeblich in einem Berliner Trödelladen entdeckt habe. Ob es sich dabei um Realität oder Fiktion handelt, bleibt offen – ganz im Sinne der medienübergreifenden Erzählerin Lasker-Schüler, die das Spiel mit der Realität so sehr liebte.
Die Ausstellung zeigt über 50 Zeichnungen und Grafiken, mehr als 20 illustrierte Briefe und Postkarten sowie über 30 Publikationen. Ein Highlight ist eine bislang unveröffentlichte Zeichnung – eine Neuerwerbung der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft, die hier erstmals in einer Ausstellung gezeigt wird. Ergänzt wird die Schau durch sechs zeitgenössische Arbeiten – Kostüme und Filme von jungen Künstler:innen, die sich mit Lasker-Schülers Werk auseinandersetzen.
Kuratiert von Dr. Paula Vosse, vereint die Ausstellung hochkarätige Leihgaben der Else Lasker-Schüler Gesellschaft, der Akademie der Künste Berlin, des Deutschen Literaturarchivs Marbach, der Stiftung Insel Hombroich, des Jüdischen Museums Frankfurt und des Franz Marc Museums. Auch Werke aus privaten Lübecker Sammlungen, etwa vonSträtz, Wassermeyer und Hunnekuhl, sind vertreten.
Zugleich markiert die Ausstellung die Wiedereröffnung des Günter Grass-Hauses nach umfassenden baulichen Modernisierungen. Von Februar bis Juni 2025 bleibt das Haus für die Erneuerung der Lichttechnik und des Brandschutzes geschlossen.
Pressekonferenz am 19. Juni 2025, 12 Uhr
Am 19. Juni stellen der Direktor des Günter Grass-Hauses, Dr. Jörg-Philipp Thomsa, und die Kuratorin Dr. Paula Vosse in einer Pressekonferenz die Ausstellung vor. Bitte notieren Sie sich den Termin. Weitere Informationen folgen.
Vernissage am 24. Juni 2025, 19 Uhr
Eine poetische Inszenierung im Museum und Garten, u. a. begleitet von der Kölner Band Keshavara – einem transkulturellen Pop-Phänomen, das Musik, Bild und Performance vereint, eröffnet die Ausstellung. Detaillierte Informationen zum Programm folgen in einer eigenen Ankündigung.