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Ich als Koch 1981 © Günter und Ute Grass Stiftung Steidl Verlag

Neue Ausstellung „Grass kocht“ nimmt das Kulinarische im Werk von Günter Grass in den Fokus

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Die Begeisterung für das Kulinarische und seine Zubereitung waren für Günter Grass lebenslang ein Thema, das er vielfach in seinen Romanen, Gedichten, Zeichnungen und Skulpturen aufgegriffen hat - zum Beispiel im Roman „Der Butt“, in dem Köchinnen aus unterschiedlichen Epochen der Weltgeschichte eine Hauptrolle spielen. Im Jahr 2007 wurde dessen berühmter Romanauftakt „Ilsebill salzte nach“ sogar zum schönsten ersten Satz in der deutschsprachigen Literatur gekürt. Im privaten Leben war Günter Grass ein leidenschaftlicher Koch mit einer Vorliebe für deftige Speisen, der gerne und häufig Gäste zu Tisch gebeten hat. Und der politisch engagierte Bürger Grass sprach in seinen Reden immer wieder über den Hunger in der Welt. So nimmt es nicht Wunder, dass das Günter Grass-Haus am Mittwoch, 1. März, eine Sonderausstellung mit dem Titel „Grass kocht. Essen im Werk von Günter Grass“ eröffnet. Der Fokus der Schau liegt auf der sinnlich-künstlerischen Gestaltung des Kulinarischen im Werk des Literaturnobelpreisträgers und zugleich auf der politischen Dimension des Essens und der Ernährung. Die Sonderausstellung wird bis 20. September 2023 zu sehen sein.

In der Ausstellung werden rund 60 Exponate präsentiert, darunter Grafiken, Aquarelle, Fotos und Plastiken. Als Highlights der Schau gelten ein Blindband mit dem Manuskript zu „Beim Häuten der Zwiebel“, ein Skizzenbuch, in dem Grass im Jahr 1989 Eindrücke aus der Natur auf der dänischen Insel Møn wie Pilze oder einen Dorschkopf festhielt, Kochbücher und Bücher über das Essen aus dem persönlichen Besitz von Günter Grass sowie Lithografien aus der Mappe „Küchenzettel“ des Künstlers aus dem Jahr 2001. In Anlehnung an den Roman „Der Butt“ sind zudem Fotos von acht Lübecker Köchinnen zu sehen, die die von Grass erdachten historischen Köchinnen aus dem Buch repräsentieren. Mit der Fotoaktion schlägt die Schau eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart, von der Fantasie in die Realität. Dabei sind Köchin Johanna Berger vom gleichnamigen Restaurant, Kathrin Bunge vom „Alten Zolln“, Youn-Jun Kang vom koreanischen Restaurant „Onni“, Manuela Petermann vom „Wullenwever“, Cornelia Poletto vom gleichnamigen Restaurant in Hamburg, Gisela Ramm von „Suppentopf“, Meral Tirnova von der „Grenadine“ sowie Ulrike Vorberg von „Das Culinarium“. Die Fotos wurden mit passenden Zitaten aus „Der Butt“ versehen; die vor Ort ausgelegten Rezepte der Köchinnen dürfen von den Besucher:innen mitgenommen und ausprobiert werden.

Darüber hinaus wartet eine Mitmachstation mit dem „Grass-Haus-Kochbuch“ darauf, dass die Gäste dort ihre Lieblingsrezepte eintragen und mit der Öffentlichkeit teilen.

Für kleine Besucher:innen hat die Ausstellung „Grass kocht“ eine spannende Kinderrallye zu bieten, in der Feinschmecker Konzilius, die „Schiffsradde außer Dienst“ des Lübecker Wasser Marionetten Theaters, kindgerecht durch verschiedene Stationen leitet und die Kinder Aufgaben rund ums Essen lösen lässt – es darf auch genascht werden!

Der politischen Dimension des Themas nimmt sich eine filmische Collage an, ergänzt um diverse Statistiken, wie viel Essen aktuell pro Tag weggeschmissen wird oder wie viele Menschen weltweit auch heute noch hungern müssen. Nicht fehlen darf die Aussage von Willy Brandt, dass auch Hunger Krieg sei, welche von Günter Grass oft zitiert wurde. „Bei Günter Grass lagen das Künstlerische, das Kulinarische und das Politische häufig nah beieinander, vermischten sich geradezu“, erklärt Dr. Jörg-Philipp Thomsa, Leiter des Günter Grass-Hauses, der die Ausstellung zusammen mit seiner wissenschaftlichen Mitarbeiterin Julia Wittmer kuratiert hat. 

Vernissage
Die Ausstellung wird am Mittwoch, 1. März, um 19.30 Uhr in der Kulturwerft Gollan eröffnet. Als Gäste werden Helene Grass und Starkoch Johann Lafer erwartet. Nach einer Begrüßung durch Bürgermeister Jan Lindenau spricht Johann Lafer zunächst mit dem Leiter des Günter Grass-Hauses Dr. Jörg-Philipp Thomsa über die Kunst des Kochens und der Literatur, bevor er live auf der Bühne einen Butt zubereitet. Schauspielerin Helene Grass liest dazu passende Texte aus dem Werk ihres Vaters. Abschließend findet ein Gespräch mit Dr. Tilmann von Stockhausen, dem Leitenden Direktor der LÜBECKER MUSEEN, und Francisco Mari von „Brot für die Welt“ statt. Die Teilnahme beträgt 19 Euro, ermäßigt 13 Euro. Karten sind online unter https://grass-haus.de/, https://shop.luebeck-ticket.de/, an allen üblichen Vorverkaufsstellen in Lübeck sowie an der Abendkasse in der Kulturwerft Gollan erhältlich.

Begleitprogramm
Koch-Partie
Donnerstag, 9. März, 18 Uhr: Ein Streifzug durch die Buchhandlungen Hugendubel, Makulatur und Langenkamp. Mit Lesungen von Andreas Hutzel, kommentiert von Dr. Jörg-Philipp Thomsa, inklusive einer Führung durch die Sonderausstellung
Mittwoch, 15. März, 18 Uhr: Ein Streifzug durch die Buchhandlungen Prosa, Adler und Belling. Mit Lesungen von Rebecca Indermaur, kommentiert von Dr. Jörg-Philipp Thomsa inklusive einer Führung durch die Sonderausstellung

Fortbildung für Lehrkräfte
Mit Museumsleiter Dr. Jörg-Philipp Thomsa
Donnerstag, 30. März, 15 bis 17.30 Uhr

Workshops für Kinder von 7 bis 12 Jahren (ohne Eltern):
„Wort-Bild-Verpackung“
Ganz im Stil von Günter Grass wird Verpackungsmaterial mit Gedichten oder auch Bildern zum Thema Essen verziert. So entstehen zauberhafte Mobiles oder Schlüsselanhänger. 
Samstag, 10. Juni, 14 bis 16.30 Uhr

„Zum Anbeißen schön?“
Aus selbsttrocknendem Ton werden Lebensmittel geformt.
Samstag, 16. September, 14 bis 16.30 Uhr 

Die Teilnahme an allen Kinderworkshops beträgt 12 Euro, Geschwisterkinder zahlen
die Hälfte. 

Familiensonntage
Für Kinder zwischen 7 und 12 Jahren und ihre Eltern
„Kleckern erlaubt“
Mit Obst, Gemüse und anderen Dingen aus der Natur werden farbenfrohe Kunstwerke erschaffen.
Sonntag, 26. März, 14 bis 16.30 Uhr

„Mein kleines Kochbuch“
Gemeinsam wird ein Kochbuch gebastelt und gestaltet
Sonntag, 9. Juli, 14 bis 16.30 Uhr

Die Teilnahme am Familiensonntag beträgt für einen Erwachsenen mit max. drei Kindern 14 Euro und für zwei Erwachsene mit max. drei Kindern 22 Euro.