Jahresvorschau der Lübecker Museen 2017
Pressemitteilung vom 29.12.2016
Das Jahr 2017 beginnt in Lübeck mit einer Ausstellung geheimer Bilder und endet mit einer zauberhaften Weihnachtsschau. Was die Museen der Hansestadt in den nächsten 12 Monaten bieten - hier ein Überblick:
Anfang Februar startet in der Kunsthalle St. Annen im Museumsquartier die große Ausstellung Lübeck sammelt I. Von Max Beckmann bis Miroslav Tichý. Dabei handelt es sich um das erste gemeinsame Projekt der Kunsthalle St. Annen mit der Overbeck-Gesellschaft. Zu sehen sind die geheimen Bilder einer Stadt: Kostbare Werke von Lübecker Privatsammlern werden ergänzt durch Werke aus dem Depot des Museums, die selten oder noch nie zu sehen waren. Die Schau spannt mit rund 120 Werken einen Bogen von der Nachkriegsmoderne bis in die Gegenwart und verdeutlicht faszinierende parallele Entwicklungen in der Kunst. Vorgestellt werden Künstler, deren Schaffenszeit sich nach 1945 oder in der Gegenwart verorten lassen. So sind Werke von mittlerweile historischen Positionen, unter anderem von Max Beckmann, Miroslav Tichý, Willi Baumeister, Hanna Jäger, Per Kirkeby, Markus Lüpertz, Ernst Wilhelm Nay, Emil Schumacher, Ulrich Rückriem und Günther Uecker, sowie solche von Vertretern der jüngeren Generation wie Vladimír Houdek, Candida Höfer, Nschotschi Haslinger, Martin Neumaier, Thomas Ruff, Thomas Schütte und Thomas Struth zu sehen.
(Laufzeit: 5. Februar bis 21. Mai 2017).
Ebenfalls im Februar startet im Buddenbrookhaus die Ausstellung Ich, Christian Buddenbrook! Skizzen eines Lübecker Kaufmannssohns. In der Schau werden die originalen Zeichnungen des Illustrators Heinz-Joachim Draeger gezeigt, die Vorlagen für die gleichnamige Publikation sind. Der Künstler ist in die Haut von Christian Buddenbrook geschlüpft und hat Porträts und Stadtbilder aus der Sicht der Romanfigur gezeichnet.
(Laufzeit: 12. Februar bis 28. Mai 2017).
Das Günter Grass-Haus befasst sich ab 21. Februar mit den beiden Literaturnobelpreisträgern Heinrich Böll und Günter Grass. Im kommenden Jahr wäre Böll 100, Grass 90 Jahre alt geworden. Die Ausstellung Verschiedene Ansichten fügt zum ersten Mal die literarischen Arbeiten der beiden Schriftsteller auf enge Weise zusammen und verdeutlicht, wie sie deutsche Literatur- und Kulturgeschichte beeinflussten. Zur Ausstellungseröffnung am 21. Februar kommt Swetlana Alexijewitsch, Literaturnobelpreisträgerin 2015.
(Laufzeit: 21. Februar bis Oktober 2017).
Anschließend plant das Museum in der Glockengießerstraße eine Ausstellung zu den Wort- und Bildwelten von Joachim Ringelnatz.
Sammeln gehört zu den Ureigenschaften des Menschen. Manchmal begleitet diese Leidenschaft den Sammler vom Kindesalter an durch das ganze Leben. Dinge, die kostbar oder selten sind, die für eine bestimmte Zeit stehen oder uns aus bestimmten Gründen besonders am Herzen liegen, können so zum Objekt der Begierde werden. Ebenso verhält es sich im Museum, wo Dinge oder ganze Sammlungen verwahrt werden, um sie für die nächsten Generationen zu erhalten. Das St. Annen-Museum besitzt eine riesige Anzahl an wertvollen Objekten, die zum Teil von Sammlern an das Museum gegeben wurden. Unter dem Titel Lebenslange Leidenschaften startet das St. Annen-Museum eine Reihe, in der solche Sammlungskonvolute in einer repräsentativen Auswahl gezeigt werden. Dabei sind alle kulturhistorischen Bereiche vertreten, vom Porzellan über Möbel bis hin zu Elektrogeräten.
(Laufzeit: 23. März bis 24. September 2017)
In der Kunsthalle St. Annen im Museumsquartier wird ab 18. Juni eine Ausstellung der in Paris geborenen Künstlerin Alice Teichert gezeigt. Ihre Bilder sind bekannt für eine unendliche Tiefe und einzigartige Leuchtkraft. Mit Linien, Formen und Farben lässt sie eine Welt entstehen, die auf den ersten Blick scheinbar leicht verständlich ist. Bei genauerem Hinsehen und in der intensiveren Auseinandersetzung jedoch entfaltet sich eine vielschichtige Welt. Für diese Ausstellung – es ist die erste Lübecker Ausstellung der neuen Leiterin des St. Annen- Museums - ist die Kunsthalle mit ihrer Nähe zum ehemaligen St. Annen-Kloster der ideale Ort: Alice Teichert hat eine große Liebe zu alter Kunst und lässt sich von ihr inspirieren. Sie studierte den Aufbau alter Handschriften ebenso wie deren Bedeutungsebenen und die Liebe der Buchmaler und -schreiber zum Detail. Die Aufteilung einer Bild- und einer Textseite, wie man sie aus Stundenbüchern des 15. Jahrhunderts kennt, findet man in ihren „Buch-Malereien“ wieder. Fasziniert ist Alice Teichert auch von Buchdarstellungen in der alten Kunst. Auf vielen Altären des St. Annen-Museums findet man geöffnete Bücher in den Händen der Figuren. Sie zeigen Schriftzeichen und Texte, die aber zumeist ebenso wenig lesbar sind wie Alice Teicherts „Schriftzeichen“, die zu einem ihrer Markenzeichen geworden sind. Beides versteht man erst, wenn man aufhört „entziffern“ zu wollen. Die Crossover-Ausstellung trägt den Titel Zwischen den Zeilen. Die Kunst von Alice Teichert im Dialog mit dem Mittelalter.
(Laufzeit: 18. Juni bis 15. Oktober 2017).
Ab 25. Juni beschäftigt sich das Buddenbrookhaus in einer Ausstellung mit den verschiedenen Lebenswegen der Familie Mann nach 1945. Hitler ist besiegt, Deutschland besetzt. Die Familie Mann, die ins Exil geflohen war und jahrelang für ein anderes, besseres Deutschland gekämpft hat, erlebt das Ende des Nationalsozialismus. Doch was nun: Rückkehr in die alte Heimat? In Amerika bleiben? Welche persönlichen, beruflichen und literarischen Ziele soll man verfolgen? Nach dem Tod der beiden großen Literaten - Heinrich stirbt 1950, Thomas im Jahr 1955 – scheint der Weg frei für die Nachkommen, den eigenen Lebensweg zu gehen. Doch die Belastungen der Vergangenheit, der zeitgeschichtlichen Entwicklungen und nicht zuletzt des großen Namens lassen sich nicht vertreiben. Die Schau zu den Lebenswegen der Manns nach 1945 zeigt das Ringen der sieben Mann-Kinder um ein unabhängiges Leben. Intensiv betrachtet wird dabei erstmals Heinrich Manns einzige Tochter Leonie, darüber hinaus die Biografien der sechs Kinder von Thomas Mann: Klaus, Erika, Golo, Elisabeth, Michael und Monika. Der Ausstellungsbesucher erfährt viel Interessantes über den Nachwuchs. Was nicht erstaunt, denn: Kurator der Ausstellung ist der Germanist und Mann-Experte Tilmann Lahme, der in seiner viel beachteten Chronik der Familie Mann die komplizierten Verhältnisse in dem Künstler-Clan von Grund auf durchleuchtet.
(Laufzeit: 25. Juni bis 19. November 2017).
Eine spektakuläre Schenkung des Vereins der Freunde und Förderer der Museen für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck an das St. Annen-Museum ist Anlass für eine besondere Präsentation ab dem 26. August 2017. Bei der Schenkung handelt es sich um ein ungewöhnlich reich gestaltetes Kabinettschränkchen mit 14 bildlichen Szenen, das Carl Hinrich Hering 1714 in Lübeck geschaffen hat. Weltweit sind heute nur noch wenige Werke aus der Hering-Werkstatt, die ab 1694 über mehrere Generationen in Lübeck geführt wurde, bekannt. Ein gutes Dutzend solcher „Strohmarketerien“ in Form kleiner Dosen und größerer Schatullen, Bildtafeln und Schmuckkästchen aber besitzt allein das St. Annen-Museum. In Zusammenarbeit mit Potsdamer Studierenden unter Prof. Angelika Rauch konnten viele der Lübecker Kästchen aus der Hering-Werkstatt konserviert werden. Sie sind ab 26. August in einer kleinen, feinen Schau zu sehen, die den Titel Stroh, kostbar wie Gold trägt.
Das Museum Behnhaus Drägerhaus besinnt sich im Jahr 2017 vor allem auf die eigene Sammlung. Unter dem Titel 100 Meisterwerke zeigt das Museum ab dem 23. September die Highlights aus den Bereichen Malerei, Grafik, Fotografie, Skulptur. Zu den herausragenden Werken des Museums, das Kunst von 1800 bis zur klassischen Moderne präsentiert, zählen Gemälde von Caspar David Friedrich, Carl Gustav Carus, Friedrich Overbeck, Max Liebermann, Lovis Corinth, Max Slevogt, Gotthardt Kuehl, Ernst Ludwig Kirchner und Edvard Munch. Auch Fotografien - Daguerreotypien, Porträts und Stadtansichten - bilden einen wichtigen Sammlungsteil, aus dem vor allem die Kunstfotografie des frühen 20. Jahrhunderts mit Werken von Albert Renger-Patzsch, Hugo Erfurth, Hans Finsler und Emil Otto Hoppé, heraussticht. Handzeichnungen der Goethezeit, Kartons der Nazarener, Zeichnungen des 19. Jahrhunderts sowie Grafik der klassischen Moderne zählen ebenfalls zum Bestand des Museums. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der die 100 schönsten, eindrucksvollsten und wichtigsten Werke der Sammlung zeigt und beschreibt. Es ist der erste Bestands-Katalog seit 40 Jahren. Das Besondere an dieser Schau: Die Besucher des Hauses haben eine Mitsprachemöglichkeit. Von Anfang bis Mitte des Jahres wird es mehrere kleine Präsentationen im Haus geben, bei denen Besucher entscheiden und darüber abstimmen können, welche Werke ihnen am liebsten oder am wichtigsten sind. Die Ergebnisse fließen direkt in Ausstellung der 100 Meisterwerke ein.
(Laufzeit: 23. September 2017 bis Ende Februar 2018)
Das Museum für Natur und Umwelt verdeutlicht in einer Ausstellung des Deutschen Meeresmuseums (DMM), des World Wide Fund For Nature (WWF) und des Forschungsinstitutes Senckenberg am Meer, Wilhelmshaven, die unglaubliche Vielfalt von Kaltwasserkorallen. Titel: Kaltwasserkorallenriffe in unseren Meeren. Spannende Filme ermöglichen Blicke in eine unbekannte verborgene Welt. Originale Exponate von Forschungstauchgängen bereichern die Schau. Darüber hinaus wird über die schädlichen Einflüsse durch Bodenschleppnetzfischerei und Plastikmüll informiert und es wird aufgezeigt, wie Korallengürtel in europäischen Meeren besser geschützt werden können.
(Laufzeit: bis 1. Mai 2017)
Das Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk zeigt eine Fotoausstellung von Helga Martens. Sie hat auf dem ehemaligen Hochofengelände Reste der alten Werksbahn fotografiert.
(Laufzeit: 29. Januar bis 28. Mai 2017).
Alle Jahre wieder, wird Weihnachten zum besonderen Fest für Kinder. Das St. Annen-Museum verfügt über eine große Spielzeugsammlung, die so manche Erinnerung zu wecken vermag. Sie gibt aber auch Auskunft darüber, welches Spielzeug Kinder aus unterschiedlichen Elternhäusern zu Verfügung hatten und wie es auf die unterschiedlichen Rollen im Erwachsenenleben vorbereiten sollte. Zu Weihnachten breiten wir einen vielfältigen Gabentisch aus, der kleine und große Herzen höher schlagen lässt. Titel der stimmungsvollen Präsentation: Weihnachtswünsche.
(Laufzeit: 19. November 2017 bis 4. Februar 2018)