Neue Sonderausstellung im Museum für Natur und Umwelt: Kaltwasserkorallenriffe in unseren Meeren
Laufzeit: Verlängert bis zum 3. September 2017
Pressemitteilung vom 8.12.2017
Korallen lassen an Stände und Palmen, an azurblaues Wasser und die bunte Unterwasserwelt der Tropen denken. Überraschend ist, dass es manche Korallenarten aber kalt und dunkel mögen und dass sie in den Tiefen der Ozeane leben. Die neue Schau Kaltwassserkorallenriffe in unseren Meeren, die die Schwerpunkt- Ausstellung des Museums für Natur und Umwelt im ersten Halbjahr des kommenden Jahres darstellt, präsentiert die Vielfalt, Schönheit und Bedeutung von Kaltwasserkorallen. In den Tiefen des Nordatlantiks von Norwegen bis zu den Azoren sind sie Baumeister eines einzigartigen Lebensraums. Die Wanderausstellung des Deutschen Meeresmuseums (DMM), des World Wide Fund For Nature (WWF) und des Forschungsinstitutes Senckenberg am Meer, Wilhelmshaven, die bis zum 1. Mai 2017 in Lübeck zu sehen ist, wurde heute im Rahmen eines Pressetermins der Öffentlichkeit präsentiert.
„Wir eröffnen unseren Besuchern Blicke in einen sehr schwer zugänglichen Lebensraum: die Tiefsee. Vielen Menschen sind die Kaltwasserkorallen noch völlig unbekannt, obwohl sie gewissermaßen in den Gewässern vor unserer Haustür leben. Sie bedecken dort riesige Flächen“, erklärte Dr. Susanne Füting, die Leiterin des Museums für Natur und Umwelt. Die Jahrtausende alten Riffe mit ihren verschiedenartigen Bewohnern werden erst seit den 1990er Jahren intensiv erforscht. Über 4000 Arten konnten bereits in den Kaltwasserkorallenriffen bestimmt werden – und bei jedem Tauchgang entdecken die Meeresforscher neue.
Die Korallendickichte der Riffe bieten einer Vielzahl von Lebewesen Schutz und Nahrung. So sind sie z.B. der Laichgrund und die Kinderstube vieler Fischarten. Krebse, Tiefsee-Seeigel oder Schlangenseesterne finden reiche Nahrungsgründe. Mit ihrer Vielfalt und ihrem Artenreichtum stehen Kaltwasserkorallenriffe den tropischen Flachwasserriffen nur wenig nach. Weil es in ihrem Lebensraum finster ist, ernähren sich die Kaltwasserkorallen anders als ihre tropischen Verwandten. Mit ihren feinen Tentakeln filtern sie Plankton aus dem Wasser - also winzige Kleinstlebewesen. Doch auch die sind in der Tiefsee selten. Deshalb kommen die Korallenriffe vor allem dort vor, wo das Wasser mehr Nährstoffe enthält, etwa an vulkanischen Quellen oder in Gebieten mit besonders starken Meeresströmungen. Allerdings ist der Tisch für die Korallen längst nicht so reich gedeckt wie in tropischen Gewässern. Deshalb wachsen Kaltwasserkorallen im Gegensatz zu ihren tropischen Artgenossen extrem langsam – nur etwa ein bis zwei Zentimeter pro Jahr.
In der Ausstellung kann der Besucher zwischen überdimensionalen Korallennachbildungen in die Tiefsee „eintauchen“. Originale Exponate von Forschungstauchgängen z.B. von Riff bildenden Kaltwasserkorallen und anderen erstaunlichen Lebewesen bereichern die Schau. Spannende Filme ermöglichen Blicke in eine unbekannte verborgene Welt. Faszinierende Bilder geben dem Besucher einen lebhaften Eindruck der Unterwasserwelt in den Tiefen.
Eine Gefahr für Kaltwasserkorallenriffe stellt die Fischindustrie dar. Bodenschleppnetze, die heute bis in 1500 Metern Tiefe reichen, können die Korallen und damit die fragilen Lebensräume großflächig zerstören. Sie pflügen über den Meeresboden und hinterlassen innerhalb kürzester Zeit eine Schneise der Verwüstung in zum Teil Jahrtausende alten Riffen, kritisieren Umweltschützer. In der Ausstellung wird über diese schädlichen Einflüsse informiert, auch das Thema „Plastikmüll im Meer“ wird aufgegriffen. Zugleich wird aufgezeigt, wie der Korallengürtel in europäischen Meeren geschützt werden kann. Der WWF, der an der Konzeption der Ausstellung beteiligt war, engagiert sich für einen umfassenden Schutz der Korallen und für umweltschonende Fischereimethoden. Die Organisation konnte bereits einige Regierungen zum Umdenken bewegen. So stellte Norwegen das größte bislang bekannte Kaltwasserkorallenriff vor den Lofoten unter Schutz. Auch die irische Regierung kündigte die Einrichtung von Schutzzonen an.
Die Ausstellung ist zweisprachig (englisch / deutsch). Sie ist bis zum 1. Mai 2017 im Museum für Natur und Umwelt zu sehen.
Die Sonderausstellung wurde aufgrund des großen Erfolgs bis zum 3. September 2017 verlängert (Pressemitteilung vom 28.04.2017).
(c) T. Lundälv
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