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Hochofen © Fotoarchiv Hansestadt Lübeck

„Lübecks Weg in die Moderne“: Werkstattausstellung von Studierenden der TH Lübeck ab März im Industriemuseum Herrenwyk

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Am Mittwoch, 1. März, wird im Industriemuseum Herrenwyk eine Werkstattausstellung mit dem Titel „Lübecks Weg in die Moderne. Industrie als Motor der Großstadtbildung“ eröffnet. Die Schau wurde von Studierenden aus den Bereichen Architektur und Stadtplanung der Technischen Hochschule Lübeck erarbeitet. Im Mittelpunkt des erstmals im laufenden Studienjahr 2022/2023 durchgeführten Studienprogramms „Lübeck-Studien zur Stadtbaukultur“ steht die Entwicklung der Hansestadt zur modernen Großstadt im Zeitalter der Industrialisierung. Die Ausstellung präsentiert nun die Ergebnisse der aktuellen Recherchen der Studierenden. Sie ist bis einschließlich Sonntag, 9. April, zu sehen.

Lübeck gilt gemeinhin nicht als eine Stadt der Moderne. Doch macht die mittelalterliche Hansestadt heute nur einen Bruchteil des Stadtgebiets aus. Weite Teile von Lübeck in seinen heutigen Grenzen sind entscheidend durch die industrielle Revolution geprägt. Mit der Industrialisierung setzten Mitte des 19. Jahrhunderts in Lübeck wie in vielen Städten Europas tiefgreifende Transformationsprozesse ein. Die abgewirtschaftete Hansestadt musste sich neu erfinden. Eisenbahnanschluss, die Neuordnung der Wasserläufe und die Anlage eines modernen Hafens ebneten den Weg für ein rasantes Stadtwachstum. Rund um die alte Kernstadt entstanden großflächige Industriestandorte und Wohnquartiere mit moderner Infrastruktur. Die Bevölkerung des lübeckischen Staats wuchs rasant. 1911 überschritt Lübeck die Marke von 100.000 Einwohnern und gilt seither als Großstadt. Dennoch sind die modernen Stadterweiterungsgebiete Lübecks im Vergleich zur mittelalterlichen Altstadt bislang noch wenig erforscht. 

Die „Lübeck-Studien zur Stadtbaukultur“ wurden im vergangenen Winter als Kooperation des Fachbereichs Bauwesen der TH Lübeck und der Universität zu Lübeck mit der Kulturstiftung der Hansestadt unter dem Dach des Zentrums für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck (ZKFL) ins Leben gerufen. Die Recherchen der Studierenden wurden unter der Leitung von Prof. Dr. Sonja Hnilica, Expertin für Baugeschichte und Stadtbaukultur vom Fachbereich Bauwesen an der TH Lübeck, und Christian Rathmer, dem aktuellen Leiter der Industriemuseums Herrenwyk, erarbeitet. Dass das Museum als Kooperationspartner fungiert, war für Rathmer selbstverständlich: „Die Kooperation des Museums mit dem Fachbereich Bauwesen der TH und dem ZKFL hat einen experimentellen Charakter und eröffnet neue Perspektiven in der stadtgeschichtlichen Forschung. Die Planer und Architekten von morgen werden im Rahmen dieser Kooperation an die historische Entwicklung der Stadt herangeführt. Das Industriemuseum Herrenwyk wurde dabei zu einem spannenden Studienort und die Studierenden leisteten mit Ihren Forschungsergebnissen wichtige Beiträge zur Lübecker Industriegeschichte, die in der zukünftigen Neubearbeitung unserer Dauerausstellung zum Tragen kommen werden.“ 

In der aktuellen Werkstattausstellung „Lübecks Weg in die Moderne“ sind seltene historische Karten, unbekannte Baupläne, historische Fotografien, Modelle und Exponate ehemaliger Großbetriebe der Hansestadt zu sehen - darunter beispielsweise ein frühes Beatmungsgerät von Dräger oder ein verzinnter Melkeimer der ehemals weltbekannten Firma Friedrich Thiel & Söhne. Des Weiteren werden Industrieansiedlungen exemplarisch dargestellt. Schnell wird deutlich, mit welchen Herausforderungen man beim Aufbau der Infrastruktur einer werdenden Großstadt zu kämpfen hatte: Es galt in vergleichsweise kurzer Zeit eine moderne Wasser-, Strom- und Gasversorgung sowie Wohnquartiere, Arbeiterkolonien, aber auch Villenviertel anzulegen. 

Am konkreten Beispiel der Hansestadt werden die Entwicklung der Roddenkoppel, die Gründung der Lübecker Maschinenbaugesellschaft als Keimzelle der Lübecker Industrialisierung, die Drägerwerke, das Areal der ersten Lübecker Eisenschiffswerft von Henry Koch am Glashüttenweg, die ehemaligen Betriebsgelände am Tremser Teich und in der Schwartauer Allee sowie die Entwicklung des Priwalls in den Blick genommen. „Für die Studierenden der Architektur und Stadtplanung, die sich für gewöhnlich mit der Zukunft von Städten befassen, war der Gang ins Archiv der Hansestadt Lübeck eine ungewohnte Erfahrung. Sie haben gelernt, dass man auch aus alten Akten viel über Architektur lernen kann.“, so Sonja Hnilica.

Vernissage
Die Ausstellung „Lübecks Weg in die Moderne. Industrie als Motor der Großstadtbildung“ wird am Mittwoch, 1. März, um 18 Uhr im Industriemuseum Herrenwyk eröffnet. Nach Grußworten von Prof. Frank Schwartze (Vizepräsident Forschung der TH Lübeck) sowie Prof. Sebastian Fiedler (Dekan des Fachbereichs Bauwesen der TH Lübeck) gibt es eine Einführung in die Ausstellung durch Prof. Dr. Sonja Hnilica und Museumsleiter Christian Rathmer. Die Teilnahme ist frei.