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Thomas Mann am Schreibtisch, ETH-Bibliothek, Zürich, Thomas-Mann-Archiv, Foto: Unbekannt

150 Jahre Thomas Mann
Meine Zeit. Thomas Mann und die Demokratie 

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Lübeck feiert: Zum 150. Geburtstag von Thomas Mann, dem berühmtesten Sohn der Stadt, widmet das Buddenbrookhaus dem Literaturnobelpreisträger, Schriftsteller und Weltbürger vom 6. Juni 2025 bis 18. Januar 2026 eine umfassende Ausstellung im St. Annen-Museum. Unter dem Titel „Meine Zeit. Thomas Mann und die Demokratie“ beleuchtet die Schau Thomas Manns politische Entwicklung - von seinen Anfängen als politisch Konservativer bis hin zu seiner klaren Positionierung als überzeugter Demokrat.

Die Ausstellung ist der Höhepunkt eines vielfältigen Jubiläumsprogramms in Lübeck, das literarische Stadtspaziergänge, Lesungen, Konzerte und eine internationale Tagung umfasst. Mit einem Festakt am 6. Juni 2025 und der feierlichen Eröffnung der Ausstellung wird das Jubiläumsjahr offiziell eingeläutet. 

Die Ausstellung: Politische Emanzipation im Fokus 

Thomas Manns Rede „Meine Zeit“, die er 1950 in Chicago hielt und der die Schau ihren Titel verdankt, bildet das Herzstück der Ausstellung. In dieser wortgewaltigen Ansprache erteilt er jedem „totalen Staat“ und jeder „dogmatischen Diktatur“ eine entschiedene Absage. Manns scharfe Kritik am Totalitarismus, dem er vorwirft, durch Gewalt der Lüge zur Wahrheit zu verhelfen, markiert einen Höhepunkt seiner politischen Emanzipation: vom anfänglich reichstreuen Konservativen über den Vernunftrepublikaner bis hin zum überzeugten Verfechter der Demokratie. 

Die Ausstellung zeichnet diesen Wandel anhand von sechs zentralen Wendepunkten in Thomas Manns Lebens- und Gedankenwelt nach. Geprägt durch die Reichsgründung 1871, mitgerissen von der Kriegsbegeisterung des Sommers 1914 und erschüttert durch den Zusammenbruch der staatlichen Ordnung 1918, fand Thomas Mann erst nach der Ermordung des deutschen Außenministers Walther Rathenau zu einer demokratischen Haltung. Doch von da an setzte er sich unermüdlich für die Demokratie ein – auch und gerade in den dunkelsten Stunden, als sie durch Hitlers Machtübernahme 1933, den Zweiten Weltkrieg und den Kalten Krieg massiv bedroht wurde. 

Im Jubiläumsjahr 2025 lässt die Ausstellung Thomas Mann selbst zu Wort kommen: Seine Gedanken und Überzeugungen werden durch Originalzitate aus Artikeln, Essays, Tagebüchern, Reden und Radiobeiträgen lebendig, die als roter Faden durch die Schau führen. Großexponate – von seiner Schülerzeitung Frühlingssturm bis hin zum Volksempfänger – veranschaulichen seine Botschaften und bringen sein geschriebenes und gesprochenes Wort eindrucksvoll zur Geltung. So wird der Text – dem Thomas Mann seinen Ruhm auch 70 Jahre über seinen Tod hinaus verdankt – zum zentralen Objekt der Ausstellung. 

„Meine Zeit ist unsere Zeit. Mit Thomas Mann auf die gegenwärtige Krise der Demokratie zu schauen, schärft den Blick. Seine Mahnung, den einfachen Antworten und populistischen Verführern nicht auf den Leim zu gehen, gilt unverändert. Die Republik ist in unsere Hände gelegt, in die eines jeden Einzelnen, sagt Thomas Mann 1922. Die Demokratie braucht uns alle, oder sie wird scheitern. Das ist heute so wahr wie vor hundert Jahren.“
Dr. Caren Heuer, Direktorin des Buddenbrookhauses 

Begleitprogramm und Höhepunkte 

Das Jubiläumsjahr bietet ein breites Rahmenprogramm: 

▶ Literarische Stadtspaziergänge führen auf den Spuren von Thomas Mann durch die Altstadt.
▶ Ein Podcast des Buddenbrookhauses beleuchtet Klischees und Mythen um Thomas Mann.
▶ Workshops zu politischer Sprache für Schüler:innen und ein Kinderhörspiel bieten 

spezifische Angebote für jüngere Zielgruppen. 

Die Reihe „Mann zu Viert“ widmet sich seinen bekanntesten Erzählungen, während weitere Veranstaltungen Thomas Manns große Romane wie "Buddenbrooks" und "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" beleuchten. 

Feierlicher Auftakt am 6. Juni 2025 

Das Jubiläum beginnt mit einem Festakt in der Kirche St. Aegidien. Neben Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther ist auch die Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal eingeladen zu sprechen. Prof. Dr. Frido Mann, Enkel von Thomas Mann, wird am Abend einen weiteren Höhepunkt einleiten: Im Theater Lübeck spielen die Lübecker Philharmoniker „Thomas Mann. Das Konzert seines Lebens“, ein Programm mit Musikstücken, die Thomas Mann besonders schätzte. 

Unter dem Titel „150 Jahre Thomas Mann – Grenzgänge und Verwandlungen“ geht eine internationale Tagung in Lübeck vom 5. bis 8. Juni 2025 Thomas Manns Weltgeltung und Kosmopolitismus in Leben und Werk nach. 

Katalog und weitere Kooperationen 

Ein begleitender Ausstellungskatalog vertieft die Inhalte der Ausstellung „Meine Zeit. Thomas Mann und die Demokratie“ durch Beiträge aus der Politik- und Geschichtswissenschaft. Die Kooperation „Zeitsprünge – Standpunkte“ wird 2025 fortgesetzt: Ein hochkarätig besetztes Podium diskutiert die Gefahren von Verschwö- rungserzählungen – ein Thema, das bereits Thomas Manns Großroman "Doktor Faustus" eindrucksvoll behandelt.

Save the Date

Zur Ausstellung „Meine Zeit. Thomas Mann und die Demokratie“ findet am Donnerstag, 5. Juni 2025, um 11 Uhr eine Pressekonferenz im Lübecker St. Annen-Museum statt. Melden Sie sich gerne per Mail dazu an unter presse-museen@luebeck.de