zum Hauptinhalt springen

Neue Sonderausstellung im Günter Grass-Haus: Verschiedene Ansichten: Böll und Grass

Laufzeit: 21. Februar bis 31. August

Pressemitteilung als PDF

Pressemitteilung vom 17.02.2017
Als Günter Grass und Heinrich Böll sich 1957 bei einer Tagung der Gruppe 47 kennenlernten, war das der Beginn einer jahrzehntelangen Korrespondenz, die erst mit Bölls Tod ihr Ende fand. In diesem Jahr wäre Böll 100, Grass 90 Jahre alt geworden. Das Günter Grass-Haus in Lübeck befasst sich ab dem 21. Februar in der Ausstellung Verschiedene Ansichten mit den beiden Literaturnobelpreisträgern.

Museumsleiter Jörg-Philipp Thomsa erklärte gegenüber Journalisten: „Böll und Grass waren international bedeutende und zeitkritische Autoren: Sie standen für die Freiheit der Kunst, einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur, die Verteidigung der Demokratie, einen klugen Umgang mit Terrorismus sowie hetzenden Parteien und Medien. Themen, die auch heute erschreckend aktuell sind und die Relevanz dieser Ausstellung verdeutlichen.“

Günter Grass und Heinrich Böll hatten viele Gemeinsamkeiten. Beide teilten die Fronterfahrung des Zweiten Weltkriegs, beide waren nicht nur prominente Autoren, sondern auch engagierte Bürger. Als Personen des öffentlichen Lebens bezogen sie Stellung zu den wichtigen gesellschaftlichen Debatten und erfuhren dabei viel Zuspruch, häufig aber auch massive Ablehnung. Beide trugen mit ihrer schriftstellerischen Arbeit und ihrem bürgerlichen Engagement maßgeblich dazu bei, dass nach dem Krieg deutsche Literatur und Kultur im Ausland wieder anerkannt wurden. Beide wurden schließlich mit dem Literaturnobelpreis geehrt.

Doch noch stärker war das Verhältnis der Autoren geprägt von verschiedenen Ansichten, vor allem in politischer Hinsicht. Der Ambivalenz zwischen Gemeinsamkeiten und Unterschieden waren sich beide bewusst und Böll brachte sie in einer Postkarte zum Ausdruck. Darin zeigte er sich erfreut darüber, »daß wir beide – wohl, weil wir so verschieden sind! – zusammengekommen sind«.

Anhand verschiedener Originalexponate und Zeitdokumente begleitet die Schau die Autoren zurück an die Front, an ihren Schreibtisch, in die Fremde und schließlich in die lichten und dunklen Seiten der Öffentlichkeit. Zu den interessantesten Ausstellungsobjekten gehören die beiden Nobelpreisurkunden sowie Werkpläne, Aquarelle und persönliche Gegenstände der Schriftsteller im Original. Die Schau wurde von der wissenschaftlichen Kuratorin des Günter Grass-Hauses, Kathrin Rädel, kuratiert. Die Ausstellung ist vom 21. Februar bis zum 31. August im Günter Grass-Haus zu sehen.

Rahmenprogramm

Dienstag, 21. 2. 2017, 19.30 Uhr
Vernissage mit der Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch

Die weißrussische Schriftstellerin eröffnet die Ausstellung mit einer Lesung und Diskussion im Theater Lübeck. Zu Gast sind die bekannte Schauspielerin Barbara Auer sowie der ZEIT-Redakteur Christof Siemes. Im Anschluss gibt es einen Empfang im Günter Grass-Haus. In Kooperation mit der Veranstaltungsreihe »Lesen ohne Atomstrom«.
Preis für Erwachsene / Ermäßigte / Schülergruppen 9 / 7 / 3,50 Euro pro Person (erhältlich im Theater Lübeck, Reservierung unter Tel: 0451/399 600)

Sonntag, 26.2, 12.3., 9.4., 16.4., 23.4., 28.5., 4.6., 30.7., 6.8., 20.8.2017, jeweils 15 Uhr
Öffentliche Führung
Kurzansichten – Böll und Grass

Heinrich Böll und Günter Grass– zwei Autoren mit starken Meinungen, manchmal unbequem, aber immer engagiert. Die Führung bietet einen 30-minütigen Streifzug durch die Sonderausstellung, wobei man Interessantes über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Literaturnobelpreisträger erfährt. Preis: 9 / 5,50 Euro

18. Mai, 14. Juni und 13. Juli 2017, 19 Uhr
Führung in drei Akten.
»Natürlich sind wir Narren«

Die Schauspieler Jochen Weichenthal und Rachel Behringer (Theater Lübeck) führen szenisch durch die Ausstellung. Karten unter: Tel. 0451 / 122 4230 oder per Email an: shop@grass-haus.de Preis: 12 / 8 Euro, inkl. Begrüßungsgetränk

Angebot für Schulen
Zur Ausstellung werden Führungen angeboten, die den abiturrelevanten Vergleich zwischen Friedrich Schillers Der Verbrecher aus verlorener Ehre (1786) mit Heinrich Bölls Die verlorene Ehre der Katharina Blum (1974) in den Fokus nehmen. Nähere Informationen und Buchung unter Telefon 0451-1224243 oder per E-Mail an buchungen@grass-haus.de

Adresse
Günter Grass-Haus
Glockengießerstr. 21
23552 Lübeck

Öffnungszeiten
Bis 31.3.: Di bis So, 11 bis 17 Uhr
Ab 1.4.: Mo bis So, 10 bis 17 Uhr

Die Bilder sind unter Angabe der Copyrights zur Veröffentlichung im Rahmen der Berichterstattung zur Veranstaltung freigegeben:

Böll und Grass nebeneinander, copyrights bei Renate von Mangoldt, sowie Hermann und Clärchen Baus
Böll und Grass, copyright bei Renate von Mangoldt
Grass' Werkplan zu 'Ein weites Feld', copyright bei Günter und ute Grass-Stiftung, Steidl Verlag
Bölls Werkplan zu 'Ende einer Dienstfahrt', copyright bei Erbengemeinschaft Heinrich Böll, Samay Böll
Bölls Nobelpreisurkunde, copyrights bei Historisches Archiv der Stadt Köln, Erbengemeinschaft Heinrich Böll