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© Die Infografen

"Virtuelles Grass-Haus-Archiv" // "Sammlung online"

Pressemitteilung als PDF

Das Günter Grass-Haus hat die vergangenen Wochen genutzt, um seine Bestände umfassend  digital aufzubereiten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Entstanden ist eine „Sammlung online“, bei der 126 bebilderte Werke von Günter Grass online abrufbar sind,  ergänzt um das Element eines vollkommen neuartigen, digital inszenierten Archivs mit knapp 50 Exponaten aus dem Sammlungsbestand des Hauses. Diese können mit Hilfe von interaktiven 3D-Animationen per Klick quasi zum Leben erweckt werden, wodurch das bildkünstlerische und literarische Werk des Nobelpreisträgers aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet wird.  Manuskripte, Zeichnungen, Werkpläne und Skulpturen von Günter Grass können von den Nutzer:innen ab dem morgigen Samstag, 19. Dezember, vom heimischen Computer aus virtuell entdeckt werden. 

Exklusiv für das Virtuelle Archiv produzierte Filme mit Nina Hoss, Anna Thalbach, Cornelia Funke, T.C. Boyle,  Johann Lafer, Jan Josef Liefers, Ranga Yogeshwar, Ulrich Wickert und vielen anderen liefern zudem spannende Hintergrundinformationen und überraschende Einblicke in den Schaffensprozess von Günter Grass. 
Als weihnachtliches Highlight gilt der literarische „Kochkurs für Anfänger“, in dem Starkoch Johann Lafer nach einem Klick auf das Manuskript zu „Beim Häuten der Zwiebel“ ein Gericht zubereitet, das Grass in seinem imaginären „Kochkurs für Anfänger“ in US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft beschreibt. Dabei erläutert Lafer, warum Günter Grass „Keine Gans ohne Beifuß“ in den Ofen schob. 

Viele Themen, mit denen sich der Nobelpreisträger beschäftigt hat, sind auch heute noch brandaktuell und fanden ebenfalls Eingang in das Virtuelle Archiv, wie beispielsweise die Themen Umweltschutz, Rechtsradikalismus oder Flucht und Vertreibung. Der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar erläutert das globalisierungskritische Werk „Zunge Zeigen“ von Günter Grass, das nach seiner Indienreise 1986 entstanden ist. Wie und warum  Grass zum Beispiel die Arbeit des Rettungsschiffs „Cap Anamur“ im Mittelmeer unterstützt hat, wird in einem Gespräch deutlich, das Denis Scheck mit dem Flüchtlingsbeauftragten Stefan Schmidt geführt hat. Und dass auch im Leben eines Nobelpreisträgers mancher Plan unvollendet bleibt, erzählt der Filmemacher Volker Schlöndorff am Beispiel eines Stummfilms, den er mit Günter Grass über den „Wald“ drehen wollte. 

Wer sich lieber ganz entspannt zurücklehnen möchte, kann sich aber auch einfach die schönsten Gedichte und Prosastücke des Literaturnobelpreisträgers von Anna Thalbach oder Jan Josef Liefers vorlesen lassen oder Cornelia Funke lauschen, die nach dem Klick auf die Grafikmappe zu „Der Schatten“ von ihrer Begegnung mit Günter Grass erzählt. Ein weiteres Highlight ist der Beitrag des US-amerikanischen Schriftstellers T.C. Boyle, der über den Einfluss von Günter Grass auf sein Werk berichtet. Musikalisch wird es zudem, wenn man eine Schublade mit einer Lithografie zu dem Gedichtband „Letzte Tänze“ aufzieht: Das von Grass dargestellte Tanzpaar „verwandelt“ sich in ein echtes Tanzpaar. Die Lübecker Tänzer von „Swing Spirit“ tanzen durch das Museum und den Skulpturenhof.

Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau zeigt sich erfreut über die Innovationen im Virtuellen Archiv, das Grass-Fans und diejenigen, die es noch werden können, gerade jetzt in diesen schwierigen Zeiten auch ohne physischen Museumsbesuch mit wertvollen Einblicken in das Schaffen des vielseitigen Künstlers versorgt. „Es geht uns darum, Museumsbestände zeitgemäß für Kulturinteressierte, Forschende, aber auch Schüler:innen für den Distanz- bzw. virtuellen Unterricht verfügbar zu machen und ansprechend digital zu präsentieren. Wesentliche Voraussetzung hierfür ist die digitale Erschließung und Präsentation von Beständen, was dem Günter Grass-Haus mit dem Virtuellen Archiv auf eine besonders innovative und ansprechende Art gelungen ist. Für uns ist dies ein weiterer wichtiger Testbaustein auf dem Weg zum digitalen Kulturwerk, das im Rahmen der digitalen Strategie der Stadt als Spiegel der realen Kulturbestände in der Hansestadt entstehen wird. Wir wollen mit der digitalen Welt Lust auf das authentische, reale Erleben im Günter-Grass-Haus für die Zeit nach Corona machen.“

Der Leitende Direktor der LÜBECKER MUSEEN, Prof. Dr. Hans Wißkirchen, ergänzt: „Die Digitalisierung unserer musealen Sammlungen ist ein Großprojekt und wir danken der Beauftragten für Kultur und Medien für die finanzielle Unterstützung bei der Realisierung des Virtuellen Archivs für das Günter Grass-Haus. Dessen Fertigstellung gerade zum jetzigen Zeitpunkt lag mir besonders am Herzen, können wir damit unseren Besucher:innen im Lockdown doch eindrucksvoll deutlich machen, dass wir auch während der Museumsschließungen nicht untätig sind und ihnen gleichzeitig auch ohne analogen Museumsbesuch einen echten Mehrwert bieten.“

Dr. Jörg-Philipp Thomsa, Leiter des Günter Grass-Hauses, zeigt sich erfreut, wie viele namhafte Künstler:innen für die Zusammenarbeit mit dem Museum gewonnen werden konnten. „Dies macht deutlich, welchen Einfluss Günter Grass auf das künstlerische Schaffen vieler kreativer Köpfe auch heute noch hat. Ich danke allen Projektbeteiligten für ihren großen Einsatz, unser Museumsarchiv auf vollkommen neue Art erfahrbar zu machen.“

Für die Programmierung des Virtuellen Archivs ist Joachim Lipka (MotionBrain) zuständig. Die 3D-Animationen wurden von der Lübecker Firma „Die Infografen“ erstellt. Die Firma Gradwerk half bei der Einbettung der Angebote in die bestehende Internetseite www.grass-haus.de