Abschied vom Buddenbrookhaus: Dr. Birte Lipinski als neue Leiterin des Referats Forschung und Transfer der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Nach ihrer mehrjährigen Tätigkeit als Leiterin des Buddenbrookhauses bricht die Literaturwissenschaftlerin Dr. Birte Lipinski auf zu neuen Ufern: Ab Januar 2024 wird sie das Referat Forschung und Transfer an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg leiten. Sie kehrt damit an ihre Heimatuniversität zurück, und kann sich über einen beruflichen Aufstieg ebenso freuen wie auf einen künftigen Familienwohnsitz ohne Pendeln. Lipinski leitet das Buddenbrookhaus seit Mai 2014. Sie hat mit ihrem Team in dieser Zeit den bundesweiten und internationalen Ruf des Hauses gefestigt, u.a. durch zahlreiche Ausstellungen wie z.B. der forschungsorientierten Ausstellung „Bürger auf Abwegen“ zu Theodor Storm und Thomas Mann, Lübeck-eigene Themen wie in der Ausstellung „Herzensheimat“ oder die aktuelle partizipativ mit Schüler:innen entwickelte „Der Untertan. Über Autorität und Gehorsam“. Unter Lipinskis Federführung wurden die Digitalisierung der Sammlung weit vorangebracht und neue Formate der Vermittlung erfolgreich umgesetzt. Für das NEUE Buddenbrookhaus konnte unter ihrer Verantwortung eine neue Dauerausstellung kuratiert werden, die nicht nur den aktuellen Forschungsstand zur Familie Mann berücksichtigt, sondern auch innovative Wege findet, für deren Leben und Werk zu begeistern.
Dr. Tilmann von Stockhausen, Leitender Direktor der LÜBECKER MUSEEN, bedauert den Weggang der Museumsleiterin ebenso wie die Senatorin für Kultur und Bildung Monika Frank: „Frau Lipinski hat in den vergangenen Jahren das Haus nicht nur mit attraktiven Ausstellungen breit aufgestellt, sondern es auch international vernetzt und didaktisch neu ausgerichtet. Mit der Konzeption für das NEUE Buddenbrookhaus hat sie die Weichen für die Zukunft gestellt: für ein offenes und lebendiges Haus, dass seiner internationalen Bedeutung, aber auch seinen regionalen Wurzeln gerecht wird. Dies wurde durch Finanzierungszusagen öffentlicher Förderer, Stiftungen und privater Spender unterstrichen“.
Für Lipinski hat der Abschied zwei Seiten: „Ich freue mich sehr auf meine neue Aufgabe an meiner Heimatuniversität in Oldenburg. Dort werde ich künftig die strategische Ausrichtung im Bereich Forschung gemeinsam mit dem Präsidium und einem großen Team bestimmen. Das ist eine Herausforderung und ein spannendes Tätigkeitsfeld mit erheblich mehr Führungsverantwortung und auch fachlich größerem Gestaltungsspielraum.“ Gleichzeitig betont sie: „Ich freue mich über diesen Schritt in meiner beruflichen Entwicklung, verlasse Lübeck aber auch aus privaten Gründen und bedauere, damit ein wunderbares Museum mit engagierten Kolleg:innen zurückzulassen sowie einen Museumsverbund, in dem ich – zumal nach Schließung des Buddenbrookhauses – auf vielfältige Möglichkeiten und großartigen Zusammenhalt zählen konnte. Diese Kooperation habe ich als große Bereicherung erlebt und bin mir sicher, dass meine Nachfolge das ebenso sehen wird“.
Lipinski schätzt allerdings auch ein, dass ihr Weggang zu einem kritischen Zeitpunkt für das von ihr geleitete Museum erfolgt. „Ich verlasse das Haus in rauer See. Aber ich weiß den Umbau in guten Händen – bei den LÜBECKER MUSEEN ebenso wie im Gebäudemanagement der Hansestadt Lübeck und bei allen Beteiligten Planer:innen. Dort tun alle ihr Bestes, eine bauliche Lösung zu finden, die politisch mehrheits- und baulich genehmigungsfähig ist. Diesen Prozess werde ich bis zu meinem Weggang mit allen Kräften unterstützen.“ Sie hoffe, dass so die mit dem NEUEN Buddenbrookhaus verbundenen Förderzusagen nicht gefährdet würden, denn: „Das Buddenbrookhaus ist schon viel zu lange geschlossen. Tagtäglich stehen enttäuschte Besucher:innen davor und in den nächsten Jahren sollten national und international bedeutsame Jubiläen wie ‚100 Jahre Zauberberg‘ und der 150. Geburtstag Thomas Manns in entsprechendem Rahmen begangen werden.“ Lübeck ohne Buddenbrookhaus könne sich Lipinski im Einvernehmen mit von Stockhausen nicht vorstellen. Andere mit Thomas Mann bzw. der Schriftstellerfamilie Mann verbundene Orte bereiteten sich bereits umfassend auf die bevorstehenden Jubiläen von Werken und Autoren vor. Der Ursprung aber liege in Lübeck und habe daher enorme überregionale und internationale Anziehungskraft, deren Potenzial genutzt werden solle: „Das Buddenbrookhaus ist der ursprünglichste Ort zur begehbaren Würdigung der Leistung der Familie Mann für die deutsche Literatur und Demokratiegeschichte und sollte nun nicht international zurückstehen müssen.“
Die LÜBECKER MUSEEN freuen sich gemeinsam mit Lipinski über ihre berufliche Weiterentwicklung und betrachten diese auch als Auszeichnung ihres bisherigen beruflichen Umfeldes und ihrer Leistung in diesem. Eine Nachfolge für die Leitung den Buddenbrookhauses wird per öffentlicher Ausschreibung gewonnen.