„Grundwasser lebt!“: Neue Sonderausstellung im Lübecker Museum für Natur und Umwelt lädt buchstäblich zum Eintauchen in einen verborgenen Lebensraum ein
Vom 3. Februar bis 1. September 2024 ist im Lübecker Museum für Natur und Umwelt die große Sonderausstellung „Grundwasser lebt!“ des Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz zu sehen. Grundwasser ist eine unverzichtbare Ressource, über die nur wenig Kenntnis herrscht. Die Schau informiert nicht nur über Entstehung, nachhaltige Nutzung und Schutz des Grundwassers, sondern auch über dessen Bedeutung als Lebensraum für Organismen, die sich über Jahrmillionen an diese lichtlose, nährstoffarme und temperaturkonstante Umgebung angepasst haben. „Grundwasser lebt!“ bietet neue und überraschende Einblicke in einen verborgenen Lebensraum mit großer Wichtigkeit.
Die Ausstellung präsentiert vier zentrale Themen: Im Abschnitt „Grundwasser in Raum und Zeit“ geht es um Bildung, globale Verteilung, Verfügbarkeit und Alter von Grundwasser. Es werden die Einbindung des Grundwassers in den globalen Wasserkreislauf, der Landschaftswasserhaushalt sowie die verschiedenen Grundwasserleiter thematisiert. Die Grundwasserbilanz der letzten Jahrzehnte in Deutschland und das Vorkommen von Nitrat im Grundwasser werden ebenso vorgestellt.
In „Grundwasser als Lebensraum“ werden die im Grundwasser lebenden Tiere und ihre biologischen Anpassungen und Besonderheiten präsentiert und die Funktionen der Lebensgemeinschaft bei der Grundwasserreinigung und als lebende Verschmutzungsindikatoren erläutert. Es werden die Bindung der Organismen an verschiedene Wasserkörper, Forschungsergebnisse mit Umwelt-DNA-Methoden sowie Evolutionsereignisse und deren zeitlich-räumlicher Verlauf dargestellt.
„Mensch und Grundwasser“ beleuchtet Nutzung, Verbrauch, Nährstoffeinträge, Bodenversiegelung und Klimawandel mit Hilfe von Kommentaren von Expert:innen aus Forschung und Versorgungsunternehmen. Auch um den Handel mit Wasser in Gütern wie Fleisch oder Kleidung geht es.
Im Teil „Perspektiven der Nachhaltigkeit“ schließlich werden Handlungsmöglichkeiten für eine nachhaltige Nutzung der Ressource Grundwasser privat, in Landwirtschaft und Industrie vorgestellt. Renaturierung, Tröpfchenbewässerung, Schwammstädte und mehr stehen beispielhaft für zukunftsfähige Strategien.
Dr. Susanne Füting, Leiterin des Museums für Natur und Umwelt, freut sich über die Ausstellung, die jede Altersgruppe gleichermaßen anspricht und einlädt, in das Thema Grundwasser im wörtlichen Sinn tief einzutauchen: „Ohne Wasser ist Leben nicht denkbar! Lebewesen im Grundwasser-Ökosystem und Filterung im Boden sorgen für eine hohe Qualität des Grundwassers. Wir müssen diese essentielle Ressource schützen und Sorge tragen, dass die Grundwasserspeicher immer gut gefüllt sind“.
Die moderne, viersprachige Ausstellung bietet mithilfe innovativer Technik verschiedene interaktive Stationen für Besucher:innen jeden Alters, so zum Beispiel eine virtuelle U-Boot-Fahrt im Grundwasser und ein Augmented Reality-Sammelspiel.
Das digitale U-Boot ist eines der Highlights der Wanderausstellung. Die Museumsgäste können es selbst durch eine Grundwasserhöhle steuern und so die faszinierende virtuelle Wasserwelt samt ihren Bewohnern erkunden. Auf die Größe einer Assel geschrumpft, begegnen sie winzigen, staunenswerten Zeitgenossen wie der Brunnenschnecke, dem Urringelwurm oder dem Grottenolm auf Augenhöhe. Taktile Modelle ermöglichen allen Gästen gleichermaßen das Begreifen von Grundwassertieren und Grundwasserleitern. Zudem sind Fotografien von Grundwassertieren eindrucksvoll auf hinterleuchteten Stoffbannern zu bestaunen.
Die Ausstellung thematisiert auch grundlegende Begriffe der Hydrogeologie. So gibt eine interaktive Animation einen vereinfachten Einblick in die hochkomplexen Zusammenhänge des Landschaftswasserhaushaltes und vermittelt spielerisch den Zusammenhang zwischen Dürre, Starkregen, Hochwasser und niedrigem Grundwasserspiegel. Die Auswirkungen des Klimawandels und aktuelle Forschungsergebnisse werden zudem auf einem Medientisch durch Karten ortsbezogen in verschiedenen Ebenen visualisiert.
Aktuelle Bezüge bieten auch die Interviews mit Vertreter:innen der Wissenschaft und der Wasserämter, die zu Themen wie Trockenheit, Forschung und Gesetzeslage sprechen. Auf den Tafeln werden all diese Themen aufgegriffen und in einfach gehaltener Sprache ausgeführt. Alle Texte sind über QR-Codes auf Deutsch, Englisch, Französisch und Polnisch sowie mit Screenreader abrufbar. So kann ein internationales Publikum Grundwasser als vielfach übersehenen Teil von Klima-, Arten- und Naturschutz sowie als Lebensraum kennenlernen.
Die Bewohner des Grundwassers sind auch außerhalb des Museums zu finden: Das Augmented Reality-Sammelspiel „StyGo!“ lädt zu einem Spaziergang über die Lübecker Altstadtinsel ein, bei dem an 17 Punkten digitale Karten mit Grundwassertieren gesammelt werden können, die sich in der Ausstellung wiederfinden.
Die Schau wurde von einem Team unter der Leitung des ehemaligen Direktors des Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz Prof. Dr. Willi Xylander erarbeitet. Kuratiert und koordiniert hat seine Frau, die Biologin Helga Zumkowksi-Xylander.
„Grundwasser lebt!“ wurde von u.a. vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert. Die Präsentation in Lübeck wurde von der Possehl-Stiftung, der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck und des Fördervereins des Museums für Natur und Umwelt Lübeck e.V. unterstützt.
Katalog
Zur Ausstellung ist ein Katalog mit dem Titel „Grundwasser lebt!“ erschienen, der für 4,50 Euro im Museumsshop zu erwerben ist.
Ausstellungseröffnung
Die Ausstellung „Grundwasser lebt!“ wird am Freitag, 2. Februar, um 17 Uhr im Museum für Natur und Umwelt eröffnet. Nach Grußworten von Lübecks Kultursenatorin Monika Frank, dem Leitenden Direktor der LÜBECKER MUSEEN Dr. Tilmann von Stockhausen sowie der Leiterin des Lübecker Museums für Natur und Umwelt Dr. Susanne Füting, gibt es eine Einführung in die Schau von Prof. Dr. Willi Xylander, Institutsdirektor a. D. des Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz. Die Teilnahme an der Eröffnung beträgt 6 Euro, ermäßigt 3 Euro. Die Eintrittskarte berechtigt auch zum Besuch des gesamten Hauses an einem anderen Tag.
Begleitprogramm
Begleitend zur Ausstellung finden zahlreiche Veranstaltungen statt, wie zum Beispiel öffentliche Führungen, Fortbildungen und Vorträge. Diese sind tagesaktuell der Homepage des Museums für Natur und Umwelt zu entnehmen.