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Behind the Scenes im St. Annen-Museum

Detektivarbeiten im St. Annen-Museum

20.03.2021

Wie sich Volontärin Miriam Mayer auf die Spur eines berühmten Lübecker Malers begibt

 

Im St. Annen-Museum dreht sich derzeit sehr viel um die Vorbereitung der Sonderausstellung „Lucas Cranach d. Ä. und Hans Kemmer. Meistermaler der Reformation“, die im Oktober 2021 eröffnet werden soll. Ziel ist es unter anderem, möglichst viele Werke des „Cranachs von Lübeck“, dem wichtigen Reformationsmaler Hans Kemmer, neben solchen seines Lehrers Lucas Cranach zu versammeln. Das ist nicht immer leicht, denn neben der Tatsache, dass es sich um kostbare und empfindliche Werke des frühen 16. Jahrhunderts handelt, befindet sich eine ganze Reihe in unbekanntem Privatbesitz weltweit. Daraus ergibt sich eine spannende Detektivaufgabe für die wissenschaftliche Volontärin des St. Annen-Museums Miriam Mayer.

 

Kunst des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit
Miriam absolviert seit Oktober 2019 ein zweijähriges Volontariat im St. Annen-Museum. Ihren Master in Kunstgeschichte hat sie an der Freien Universität in Berlin gemacht und sich darin auf die Kunst des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit spezialisiert. „Deshalb war die Stelle im St. Annen-Museum und den anderen ‚mittelalterlichen‘ Institutionen der LÜBECKER MUSEEN wie dem Holstentor und der Katharinenkirche für mich natürlich besonders interessant.“, erzählt Miriam.

„Die Person kenne ich nicht!“
Aktuell versucht sie, mit den Informationen aus Publikationen zu Kemmer und alten Telefonnummern, die Sammler:innen der Kunst aufzuspüren. „Die Person kenne ich nicht. Ich habe diese Telefonnummer schon seit vielen Jahren“, hörte sie nur allzu oft, wenn sie eine der Nummern wählte. Weitere Anlaufstationen waren die Einwohnermeldeämter, die Informationen zu Umzügen, Eheschließungen oder Todesfällen mitteilten. Um die Erben verstorbener Besitzer:innen zu finden, halfen wiederum die Standesämter weiter. „Und dann kam uns auch das Internet zu Hilfe: Schließlich konnten wir wichtige Werke und Besitzer:innen finden, die sich sehr über unser Interesse an Ihren Gemälden gefreut haben“, so Miriam. In anderen Fällen halfen Kolleg:innen aus anderen Museen und internationale Auktionshäuser weiter, die die Anfragen an Käufer:innen von Werken Hans Kemmers weiterleiteten. Auch so konnten erfolgreich Werke aus Privatbesitz für die Ausstellung gewonnen werden: aus Österreich, Schweden und Los Angeles in den USA. Anfragen in Großbritannien und Frankreich laufen noch….

Die Arbeit mit der Infrarotkamera
Spannend wird es aber auch mit den Werken aus der hauseigenen Sammlung: Diese gilt es nun, genauer unter die Lupe zu nehmen, um neue Erkenntnisse zu ihrer Entstehung und den beiden Malern zu gewinnen. Mehrere Gemälde von Kemmer wurden daher in den letzten Wochen mit einer neu angeschafften Infrarotkamera untersucht. IR-Strahlung kann die Farbschichten eines Gemäldes zerstörungsfrei bis zur Grundierung durchdringen. So können mit Tinte oder Metallstiften angelegte Unterzeichnungen unter der Malerei in Bilddateien sichtbar gemacht werden. Hier gibt es schon tolle Ergebnisse, die zeigen, dass zuweilen auch ganz andere Figuren zunächst angedacht waren bzw. übermalt wurden. Im Gegensatz zum schnell gemachten Foto ist eine solche Aufnahme ein Prozess, der gut 30 Minuten dauert. „Wir mussten uns erst einmal in die Technik einarbeiten und haben uns dafür auch Hilfe eines externen Technikers geholt, der uns dann im Umgang mit dem sensiblen Gerät geschult hat.“, erinnert sich Miriam. Es darf kein Tageslicht im Raum sein und die Gemälde müssen mit kleinen Scheinwerfern einheitlich ausgeleuchtet werden. Auch Detailaufnahmen wurden angefertigt. Die Ergebnisse werden in der Ausstellung gezeigt und im Ausstellungskatalog thematisiert.

Weitere Forschungsergebnisse stehen noch aus
„Derzeit untersuche ich weitere Gemälde aus der Zeit, zum Beispiel eines, von dem man derzeit sagt, dass es von einem ‚Schüler Lucas Cranachs‘ gemalt worden ist. Wir würden natürlich gerne wissen, ob dieser Schüler Hans Kemmer gewesen sein könnte und hoffen, dass die Unterzeichnung weitere Anhaltspunkte zur Beantwortung dieser Frage liefert. Auch dieses Gemälde und unsere Forschungsergebnisse werden Teil der Ausstellung sein.“, so Miriam.

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